In der Antike war die Kriminalität sehr hoch. Nur wenige wagten sich nachts noch auf die Straße und Überfälle, Morde, Diebstähle. oder andere kriminelle Taten waren an der Tagesordnung. Selbst Kaiser Nero verprügelte Bürger und tunkte ihre Köpfe in Kloaken und verwundete sie, sobald sie sich wehrten, auch Kaiser Caligula betrog beim Würfelspiel. Die Tatsache, dass ihm dies möglich war verdankte er dem Umstand, dass es keine Wachen gab. Niemand sorgte für Recht und Ordnung auf den Straßen Roms und so war das nach außen gefestigte Weltreich nach innen ohne jede wirkliche Ordnung. Vor Gericht musste man sich selbst verteidigen und so kam es das Selbstjustiz zwar in früherer Kaiserzeit nicht hoch angesehen, jedoch geduldet war. Später wurde sie dann sogar erlaubt. Doch nicht nur dass man sich selbst verteidigen musste, dass Rechtswesen machte mit jedem Schuldigen kurzen Prozess. Der Tod stand nur auf schwere Verbrechen, wie Staatsfeindlichkeit oder die Ermordung von Staatsmitgliedern. Weitere Strafen waren die Zwangsarbeit oder in der Arena kämpfen zu müssen.
Efactores: Die Effactores oder auch Einbrecher drangen in fremde Grundstücke ein und stahlen alle auffindbaren Wertgegenstände. Nicht selten wurden die Besitzer auch ermordet, oder schwer verletzt. Trotz des gut ausgeprägten römischen Gesetzes stand Mord nicht immer unters Strafe. Lag zum Beispiel eine Rechtfertigung vor, wie bei der Notwehr, so galt die Tat nicht als wiederrechtlich und wurde somit auch nicht bestraft. Lag keine direkte Schuld vor, wenn man die Tat etwa unter dem Befehl eines anderen begangen hat, so kam es zu einer Entlastung, denn noch war die Tat nicht rechtswidrig. Die Meisten schützten sich mit Hilfe von Hunden, Schlössern, oder Mauern gegen Einbrecher. Die reichere Oberschicht der Patrizier hatte häufig einen oder mehrere Wächter vor der Tür stehen, diese waren meistens Sklaven.
Raptores: Die Raptores (Räuber) waren überall aufzufinden. Sowohl in der Stadt, sowie auch als Wegelagerer auf dem Land. In der Stadt schlugen sie ähnlich wie die Effractores (Einbrecher) nachts zu. Besonders schlimm war es auf öffentlichen Plätzen, wie dem Forum. Hier trieben sich alle möglichen Arten von Latrones (Schurken) rum. So z.B. auch Taschendiebe und natürlich Räuber. Viele der Kriminellen waren Ex-Militärs, die sich entweder selbstständig machten, oder Banden beitraten, welche aus geflohenen Sklaven, Ausgestoßenen und Armen zusammengestellt wurden. Diese Banden boten meist auch Dienstleistungen an und standen nicht ganz außerhalb der Gesellschaft.
Securitas: Securitas ist die Göttin privater und öffentlicher Sicherheit. Sie gewann vor allem im dritten Jahrhundert an Bedeutung und obwohl nur wenige schriftliche Überlieferungen von ihr existieren, wird sie häufig auf der Rückseite von Münzen kleinasiatischer Städte gefunden. Sie wird häufig mit den Attributen wie Stab, Lanze, Füllhorn, Palmzweig und Opferschale dargestellt. Vor allem in der Zeit wachsender Kriminalität beteten die römischen Bürger sehr häufig zu ihr.
Schlösser: In der Antike wurde alles abgeschlossen. Schränke, Haustüren und sogar die eigenen Ehefrauen. Vorletztere wurden meistens mit Riegeln versehen, die von einem unten unebenen Bolzen fixiert wurden. Der Schlüssel war so konzipiert, dass er sich an die Unebenheiten des Bolzens anpasste und diesen hochdrücken konnte. Auch vorhänge Schlosser waren in der römischen Antike bekannt und man versah Schränke, Truhen und sogar Haustüren damit. Doch diese wurden wohl generell eher nachts versperrt und tagsüber offengelassen. Damit der Hausherr nach einem Spaziergang und wohlgesonnene, aber unangemeldete Besucher ohne Probleme eintreten konnten. Für den Fall das Kriminelle dies ausnutzen sollten hatten alle wohlhanden Hausbesitzer einen Türsteher, der den Ein- und Ausgang kontrollierte. Der sogenannte Keuschheitsgurt, der der Frau umgeschnallt wurde hatte weniger einen schützenden, als vielmehr einen sexuellen Zweck. Doch auch dieser wurde mit einem Schlüssel versiegelt.
Ringen(Pale): Ringen war eine anerkannte und beliebte Sportart. Es wurde in Griechenland erfunden. 708 v.Chr. wurde es olympische Disziplin, 632 wurde es für Knaben eingeführt. Es eignete sich natürlich auch zur Selbstverteidigung, doch wurde es wohl meistens zu Wettkämpfen verwendet. Es gab zwei verschiedene Arten des Ringens: zum einen das Boden Ringen und das aufrechte Ringen, wobei der Rücken des Gegners bei letzterem dreimal den Boden berühren musste. Während man bei Ersterem solange rang, bis der Gegner aufgab. Nicht selten kam es beim Ringen auch zu leichten Verletzungen, was auch in der Odyssee erwähnt wird: „Beiden knirschte der Rücken, von stark umschlungenen Armen Angestrengt und gezuckt; und es strömte der Schweiß von den Gliedern; aber häufige Striemen umher an den Seiten und Schultern, Rot von schwellendem Blut, erhoben sich;“
Hunde: Nicht selten wurde bei Häusern die Aufschrift Cave Canem gefunden, was so viel bedeutet, wie Vorsicht vor dem Hund. Viele Römer hielten sich Hunde, als Schutz vor Einbrechern. Sie waren treue Haustiere und hervorragende Beschützer. Besonders begehrt waren Molosser, doch auch britische Mastiffs kamen zum Einsatz des Weiteren wurde das Mosaik eines Hundes gefunden, das dem heutigen Border collie ähnelt.
Flüche: Nicht selten wurde an den Tempeln auch ein Fluch hinterlassen, der sich gegen Verbrecher wendet. Ein Bespiel wäre das folgende Zitat: „Gewähre dem, der mir Unrecht getan hat – sei es ein Mann oder eine Frau, sei es ein Sklave oder ein Freier – weder Schlaf noch Gesundheit so lange, bis dass sich er/sie sich stellt…“ Die meisten Flüche wenden sich wohl gegen Diebe und zwar in erster Linie, Diebe von Kleidung, danach kommen Geld und Schmuck. Viele Flüche zeigen ein Gewissen Sinn für Gerechtigkeit und Moral, die Götter sollen schließlich in den meisten Fällen laut der Fluchenden mit den Qualen aufhören, sowie der Betroffene sein Diebesgut zurückgäbe. Aufzeichnungen von dem Erfolg der Flüche existieren nicht.
Pankration: Pankration war eine Form des waffenlosen Kampfes. Angeblich wurde es von Theseus erfunden, als dieser gegen den Minotaurus kämpfen musste. Es ist eine Form des Allkampfes, die auch bei den Olympischen Spielen angewandt wurde. Es war eine Verbindung von Ringen und Boxen, wobei hier keine Bandagen getragen wurden. Die einzigen drei Möglichkeiten zu siegen bestanden im k.o., Aufgabe des Gegners, oder dem Tot des Gegners.
Faustkampf: Pygme war der Boxkampf, wie er heute noch praktiziert wird. Hierbei wurde ausschließlich mit den Fäusten gekämpft, um die für gewöhnlich Bandagen gewickelt waren. Siege waren dann möglich, wenn der Gegner k.o. ging. Es wurde vor allem gegen die empfindlichen Körperteile geschlagen, wie zum Beispiel Zähne, Ohren und Nase. Dadurch, dass es weder die Regeln des heutigen Boxens, noch eine Deckung gab, kam es oft zu schweren Verletzungen.
Mauern: Ein beliebtes Abwehrmittel gegen Einbrecher waren Mauern aus massivem Beton. Häufig wurde das obere Ende der Mauern zusätzlich noch mit Metallspitzen versehen, damit kein Einbrecher, Mörder, oder andere Kriminelle die Mauer überwinden konnten. Diese Metallspitzen waren meist sternförmig und dienten als eine Art antiker Ersatz zum Nato-Draht. Nicht selten traten die Mauern auch zusammen mit vergitterten Fenstern auf. Das Geschäft mit der Sicherheit lief auf Grund von fehlender Polizeipräsenz also prächtig.
Aus heutiger Sicht war das römische Rechtssystem zwar das Beste der damaligen Zeit, doch man hatte ein kleines Problem: Es gab niemanden, der die Gesetze durchsetzte. Jeder Bürger war auf sich allein gestellt und das führte dazu, dass wir nicht nur unsere heutige Gesetzgebung der Antike zu verdanken haben, sondern auch häufig verwendete Hilfsmittel zur privaten und öffentlichen Sicherheit, wie zum Beispiel Türsteher, Wachhunde, Stacheldraht und die Hochentwickelten Schließmechanismen. Auch fand eine weniger starke Kontrolle im öffentlichen Raum statt, wie zum Beispiel in den Thermen, in denen sich häufig Diebe an den, im Gegensatz zu heute, offen herumliegenden Wertsachen vergangen. Zudem waren die Bürger weitaus hilfloser, da viele der zur Sicherheit dienlichen Kleinigkeiten hohe Kosten und Mühen forderte, wie auch der Türsteher, oder die Mauern. Ferner herrschte vor allem auf dem Land eine ständige Gefahr, durch Räuber und Plünderer. Doch auch in der Stadt gab es einen Unterschied zur heutigen Kriminalität. Nicht nur die Anzahl der Verbrechen wäre heute undenkbar, sondern auch die organisierten Banden, die für teilweise auch für ihre Dienste bezahlt wurden. Dies alles zeigt, dass ohne eine Exekutive, die unsere Gesetze auf den Straßen vertritt eine Art unterschwelliges Chaos herrscht. Große Politiker würden kriminell werden, wie damals Caligula, und Sicherheit wäre ein Privileg, welches den Reichen vorbehalten wäre. Auch wäre die Unterwelt immer besser organisiert, wodurch Selbstjustiz zum Alltag werden würde und erzürnte Persönlichkeiten ohne Ausbildung möglicherweise Unschuldige zur Verantwortung ziehen und möglicherweise auch verletzen würden oder schlimmeres. Dies könnte dazu führen, dass die Bezahlung von „Schlägern“ häufiger stattfinden würde, wodurch die Kriminalität noch gesteigert würde. Dies könnte in einem Teufelskreis enden, bis sich entweder eine Lösung zur Bewältigung der Verbrechen gefunden hätte, oder die Gesellschaft zusammenbräche. Doch trotz der vielen Unterschiede fällt auf, dass sich die Art der Verbrechen und Verbrecher seit der Antike offensichtlich nicht viel weiterentwickelt hat. Während der Schutz sich durch Alarmanlagen, Kameras und Elektrozäune deutlich weiterentwickelt hat, ist die Art der Verbrechen und auch Dinge wie Bandenbildung, oder die Nachtaktivität der Kriminellen gleichgeblieben. Dies zeugt davon, dass Dinge wie Diebstahl, Mord und andere Verbrechen zu den Ureigenschaften einer Gesellschaft gehören und trotz der teilweise schon genialen Verbrechern, wie El Capone ihre primitiven Wurzeln immer beibehalten werden und dass diese sich auch immer klar hervorheben.
Quellen:
www.hsozkult.de/literaturereview/id/forschungsberichte-3014 Physische Gewalt in der griechisch-römischen Antike – Ein … http://www.imperiumromanum.com/religion/antikereligion/securitas_01.htm https://www.welt.de/kultur/history/article13614104/Kriminalitaet-und-Gewalt-erschuetterten-das-alte-Rom.html https://www.budo-club-dresden.de/kampfk%C3%BCnste/selbstverteidigung/ http://antikersport.uni-mannheim.de/Griechenland/spiel22.html http://www.faz.net/aktuell/sport/mehr-sport/ringen-in-der-antike-odysseus-loest-ihm-die-glieder-12081986.html http://www.forumtraiani.de/cave-canem-roemische-hunde/ https://briki.brecht-schule.hamburg/doku.php/tou:latg8_17-18:kel2:leon?do=edit https://de.wikipedia.org/wiki/Pankration https://de.wikipedia.org/wiki/Antiker_Faustkampf https://www.welt.de/geschichte/article166474367/Warum-der-Beton-der-Roemer-haltbarer-war-als-moderner.html https://de.wikipedia.org/wiki/Securitas_(Mythologie) http://www.sueddeutsche.de/kultur/ausstellung-ueber-kriminalitaet-im-roemischen-reich-die-rauben-die-roemer-1.1136963
Buch; Alltag im alten Rom