Ausgrabungsfunde belegen, wie geschickt die Römer mit den verschiedensten Materialien umzugehen wussten, sei es Lede, Holz, Metall oder Glas. In manchen Gegenden blühte die Töpferei als Industriezweig. In Großbetrieben wurden Weinkrüge und Keramik millionenfach hergestellt. Viele Töpfer waren Sklaven oder Freigelassene. Die überlieferten Namen zeigen, dass es sich fast ausschließlich um Männer handelte. Die handwerklichen Fähigkeiten wurden durch lange Erfahrung und Ausprobieren erworben. Söhne lernten von ihren Vätern, Sklaven von ihren Meistern oder Vorarbeitern. Begabte Handwerker konnten auch als Sklaven durch Spezialaufträge reicher Kunden ein Vermögen verdienen. Für fast jede Tätigkeit gab es ein spezielles Handwerk. Für das leibliche Wohl sorgten zum Beispiel Brot-, Pasteten- und Kuchenbäcker. Hier stand der Wagen eines Weinhändlers, dort bot ein Wasserverkäufer seine Dienste an. Weber stellten Woll- und Leinenstoffe her, Bleicher und Färber machten sie weiß oder bunt. Gerber verarbeiteten Tierhäute zu Pergament oder Leder und belieferten Buchhändler und Schuster. Silberschmiede, Edelsteinschleifer, Elfenbeinschnitzer und Perlenmacher Elfenbeinschnitzer und Perlenmacher stellten Schmuck her, beim Goldschmied gab es auch Plomben und Kronen für schlechte Zähne. Aus Terrakotta, also »gebrannter Erde«, stellten Töpfer Essgeschirr, Vorratskrüge und Öllämpchen, aber auch Zierfiguren und Kinderspielzeug her. Reiche Leute ließen sich Fensterscheiben aus lichtdurchlässigem, aber nicht durchsichtigem Glas anfertigen.
100 v. Chr. kam die neue Technik des Glasblasens auf, die es ermöglichte, in kurzer Zeit und kostengünstig alle Arten von Gefäßen herzustellen. Das Glasblasen mit Formen ermöglichte die Massenproduktion von Flaschen und reich verzierten Flakons. Glas wurde vom Luxusgut zum alltäglichen Gebrauchsgegenstand. Altglas wurde wie heute gesammelt und wiederverwertet.
Die Römer verwendeten Gold, Silber, Blei, Kupfer, Eisen und andere Metalle. Die Metallgewinnung aus Erzen, Schmelz- und -Gießverfahren waren bekannt. Die hohen Temperaturen, die zum Schmelzen von Eisen benötigt wurden, waren den Römern jedoch zu hoch. Deshalb wurde das Eisen erhitzt und durch Hämmern in Form geschmiedet. Man mischte auch Legierungen, z.B. Kupfer und Zinn zu Bronze. Römische Bronze enthielt oft auch Zink, das dem Metall eine goldene Farbe verlieh.
Um die Fäden für den Webstuhl auf möglichst kleinem Raum abzumessen, wurde ein Schärbock benutzt. Das Garn wurde so oft um die drei Pflöcke gewickelt, bis die gewünschte Länge erreicht war. Ein Teil der Fäden wird zu einem Band verwebt, das als Anschlag-kante für das Webstück auf einem Gewichtswebstuhl diente.
Unter Spinnen versteht man die Herstellung von Garn aus Rohmaterial. Es ist eine der ältesten Techniken der Menschheit. Die Feinheit des Garns hängt von der Größe und dem Gewicht der Spindeln und Spinnwirtel ab. Mit dünnen Spindeln und kleinen Wirteln erreicht man hohe Drehzahlen und feine Garne. Je feiner das Garn gesponnen wird, desto aufwendiger ist das Spinnen mit dem feinen Spinnwirtel. Das macht das Garn teuer. Für ein dickes Wollgarn braucht man dagegen schwere, breite Spinnwirtel. Das unversponnene Material wird auf einen Spinnrocken gespannt. Von dort werden die Faserbündel abgezogen. Durch Verdrehen entsteht das Garn. Die Fasern werden entweder im oder gegen den Uhrzeigersinn gedreht. So entsteht ein S oder ein Z im Garn.
Die tönernen Webgewichte dienen zum Beschweren der Kettfäden eines Gewichtswebstuhls. Bänder und Borten wurden mit Hilfe von drei- oder viereckigen Brettchen oder Webkämmen gewebt. Die Fäden werden durch Löcher gezogen, und durch systematisches Drehen der Brettchen entstehen die Muster. Die Brettchenweberei ist vor allem aus dem gallischen und germanischen Raum bekannt.
Der Preis eines Kleidungsstückes richtete sich nach dem Aufwand, mit dem der Stoff gewebt und gefärbt wurde. Die Schnitte änderten sich kaum. Um sich einen einfachen Mantel leisten zu können, musste ein Handwerker 160 Tage arbeiten. Neue Kleider waren oft Maßanfertigungen. Schon auf dem Webstuhl wurde der Schnitt des Gewandes festgelegt, so dass nichts mehr zugeschnitten und kaum noch genäht werden musste. Die Wolle oder das Leinen wurde von Hand gereinigt, gekämmt und gesponnen. Jedes Kleidungsstück wurde von Hand gewebt und genäht. Der Verlust von Kleidungsstücken war besonders schmerzhaft. Ein Großteil der erhaltenen Fluchttafeln bezieht sich auf Diebstahl von Kleidungsstücken.
Die Qualität von Leinen kann sehr unterschiedlich sein. Als Luxusstoff wird es dann bezeichnet, wenn die Fasern so gesponnen und gewoben sind, dass es fast durchsichtig ist. Dies dürfte ein Grund für seinen Reiz sein.
Frau und Mädchen tragen lange Tuniken. Anders als in Rom wurden sie ohne Gürtel getragen und hatten Ärmel. Gefärbt wurde mit pflanzlichen Stoffen, Färberwau (Gelb) sowie Färberwau und Indigo (Grün). Wenn die Frauen das Haus verließen, zogen sie oft die palla an, einen großen rechteckigen Umhang, der auch den Kopf bedeckte. vornehme Frauen trugen über der tunika gerne noch eine stola, ein locker fallendes Gewand.
Jeder frei geborene Römer hatte das Recht, über der Tunika eine weiße Toga zu tragen. Sie wurde aber in der Regel nur von reichen Patriziern und zu offiziellen Anlässen getragen. Die Toga der Senatoren hatte am Rand einen purpurroten Streifen. Das schwere Kleidungsstück bestand aus etwa drei Metern Stoff und war kreisförmig geschnitten. Das Anlegen war recht kompliziert und ohne Hilfe nicht möglich.
Das für Handwerker übliche Gewand, die Exomis, zeichnet sich durch eine besondere Eigenschaft aus: Es ist lediglich über einer Schulter geknotet und bietet dadurch eine hohe Bewegungsfreiheit. Ein weiterer Vorteil ist, dass es sich aufgrund des geringen Stoffverbrauchs kostengünstig herstellen lässt.
zu Hause trugen die Römer Filzpantoffeln oder Sandalen. wenn sie ausgingen, zogen sie lederne Straßenschuhe an, die entweder ganz geschlossen waren und die Zehen freiließen. die römischen Soldaten trugen feste lederne Sandalen, deren sohlen mit Nägeln beschlagen waren.
Alle römischen Männer, Frauen und Kinder trugen eine Tunika aus Leinen oder Wolle. Das kurzärmelige Hemd wurde meist mit einem Gürtel getragen und reichte bei den Frauen bis zu den Knöcheln, bei den Männern etwa bis zum Knie.
Wahrscheinlich trugen die Menschen in römischer Zeit nur ein Leinentuch um die Hüften oder verzichteten ganz auf Unterwäsche. die Brustbinden unter der Tunika waren bis zu vier Meter lang. Sie wurden um die Brust gewickelt und verknotet. Die wenigen bekannten Unterhosen oder auch Sporthosen aus Leder, das sich besser erhält als andere Stoffe. Sie konnten aufwendig mit Lochmustern verziert sein. Socken wurden aus Stoff genäht oder aus Garn nadelgebunden. Diese Technik ähnelt dem Häkeln. Einige Socken hatten eine abgesetzte Zehe, um sie in entsprechenden Sandalen tragen zu können. Zum Schutz vor Kälte wurden enganliegende Hosen oder aber um die Beine gewickelte Stofftücher, sogenannte Gamaschen.
Knochen waren in der Antike das, was für uns Plastik ist. Viele Gebrauchsgegenstände wurden daraus hergestellt: Messergriffe, Nadeln und Kämme, aber auch Schwertgriffe, Spielsteine und Würfel. Tierknochen, die direkt vom Metzger kamen, waren weich und ließen sich kunstvoll verarbeiten. Knochen wurden auch für Einlegearbeiten verwendet.
Der pater familias war das uneingeschränkte Oberhaupt der Familie. Seine Söhne, Enkel und Urenkel, unverheiratete Töchter, Schwiegertöchter und natürlich die Sklaven waren ihm zum Gehorsam verpflichtet. Er kümmerte sich um alle Familienangelegenheiten. Er bestrafte, lobte, verbannte oder verheiratete, wie es den römischen Sitten entsprach.
Über die Berufstätigkeit der Römerinnen ist nicht viel bekannt. Man hat einige Grabsteine von Schreiberinnen, Ärztinnen und verschiedenen Händlerinnen gefunden. Häufiger scheinen sie Hebammen, Friseurinnen und Kindermädchen gewesen zu sein. Vor allem in ärmeren Familien dürften aber viele Frauen zum Lebensunterhalt der Familie beigetragen haben. Witwen und alleinstehende Frauen hatten ohnehin oft keine andere Wahl. Der eigentliche Wirkungskreis der meisten Römerinnen war das Haus. Sie erzogen die Kinder und verrichteten oder beaufsichtigten die Hausarbeit. Auch das Spinnen, Weben und Nähen von Kleidern für die Familie galt als angemessene Tätigkeit. Das Einkaufen hingegen war weitgehend Sache der Männer.
Die Landwirtschaft war ein angesehener Beruf. In der frühen römischen Kaiserzeit galt sie sogar als angemessene Beschäftigung für Senatoren. Doch bald waren ihre Landgüter so groß, dass sie sie nicht mehr selbst bewirtschaften konnten. Sklaven und Sklavinnen verrichteten die Arbeit. Es gab aber auch selbstständige Bauern. Getreide wurde überall angebaut. In warmen Gegenden lohnte sich der Anbau von Olivenbäumen, aus deren Früchten Öl gewonnen wurde. Viele Menschen arbeiteten im Wein- und Obstanbau und in Gärtnereien. Hühner, Gänse und Enten lieferten Fleisch und Eier, Rinder, Schafe, Schweine und Ziegen Fleisch, Milch, Leder und Wolle. Gewässer und Wälder lieferten Fische und Wild, Bienenstöcke den Honig, mit dem die Speisen gesüßt wurden. All dies versorgte auch die großen Städte. Die Bauern verkauften ihre Waren auf den Märkten.
Viel zu tun hatten auch die Steinmetze. Auf Grabsteinen stellten sie oft sehr plastisch Szenen aus dem Leben der Verstorbenen dar. Auch viele ihrer Statuen, die in Häusern, Gärten oder Parks aufgestellt wurden, wirkten lebensecht. Leider fehlen ihnen heute meist die Augen aus farbigem Marmor, die von anderen Spezialisten modelliert und eingesetzt wurden. Das Bauhandwerk war vielfältig. Oft war es der Abbruchunternehmer, der den Bauplatz vorbereitete. Bei unbebauten Grundstücken kam der Landvermesser, um die Grenzen festzulegen. Der Architekt entwarf den Plan und überwachte die Arbeiten der Maurer, Zimmerleute, Mosaikleger, Stuckateure, Wandmaler und anderer Handwerker. Für all das musste Material bewegt werden, und so brauchte man auch Matrosen, Kahnführer und Flößer, Maultiertreiber und Lastwagenfahrer, Sackträger und Sandschlepper. Die Aufzählung der römischen Berufe ist damit keineswegs erschöpfend. Man konnte auch Arzt, Tierarzt, Wasserbauingenieur, Lehrer, Waffenschmied, Flötenbauer, Bootsbauer, Segelmacher und vieles mehr werden. Meist übernahm der Sohn den Beruf des Vaters.