Nemesis

Nemesis - Schicksalsgöttin und ihre Verehrung

In der antiken Welt war Nemesis die Göttin des gerechten Schicksals, deren Verehrung sich in vielen Aspekten des täglichen Lebens widerspiegelte, insbesondere in den Arenen, wo das Leben oft auf Messers Schneide stand. Ein kleines Heiligtum, das ihr im Amphitheater von Xanten gewidmet war, zeugt von ihrer Bedeutung. Hier brachten Würdenträger, städtische Beamte, Militärangehörige und Organisatoren von Spielen Weihegeschenke dar, um ihre Gunst zu gewinnen. Besonders Tierkämpfer suchten oft vor den blutigen Kämpfen ihre Unterstützung, um Überleben und Sieg zu sichern.

Die Opfergaben wurden auf Altären dargebracht, wobei die Göttin nicht nur um die Einhaltung der Regeln, sondern auch um einen gerechten Verlauf der Kämpfe gebeten wurde. Nemesis, die über Leben und Tod entschied, war eine zentrale Figur in der römischen Glaubenswelt, wie zahlreiche Reliefs zeigen, die ihre Anbetung darstellen.

Diese Kunstwerke, gefunden im Amphitheater von Virunum in Österreich, illustrieren eindrucksvoll ihre Präsenz und ihre Attribute. Auf einem der Reliefs steht Nemesis, erkennbar an ihrer Jagdkleidung oder den Flügeln einer Siegesgöttin, neben einem Altar, auf dem Weihrauch verbrannt wird. In ihrer rechten Hand hält sie eine Peitsche, ein Symbol der Macht, und in ihrer linken Hand trägt sie manchmal einen Schild oder das Füllhorn der Fortuna, was Wohlstand und Glück symbolisiert.

Interessant ist die Darstellung auf einem anderen Relief, auf dem hinter ihrem Kopf die Enden einer Mondsichel hervorragen, was darauf hindeutet, dass der Auftraggeber des Reliefs ihr Attribute der Mondgöttin Luna zuschrieb. Auf einem weniger gut erhaltenen Bild trägt sie die siegreichen Flügel der Göttin Victoria, während ein opfernder Tierkämpfer an der Peitsche und einem kleinen Bären zu seinen Füßen erkennbar ist.

Ein weiteres Bildnis zeigt Nemesis mit Bogen und Köcher, ähnlich der Jagdgöttin Diana, während sie an einem Altar opfert. In dieser Szene drängen drei Tierkämpfer einen Bären mit Peitschen in die Enge, wobei sich das Tier in den Armschutz eines der Kämpfer verbissen hat.

Diese Darstellungen von Nemesis nicht nur ihre Rolle als Schicksalsgöttin, sondern auch die tiefe Verwurzelung religiöser Praktiken in der römischen Kultur, wo das Göttliche stets im menschlichen Streben nach Gerechtigkeit und Überleben präsent war.